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Wanderer geht entlang eines mit Gras bewachsenen Bergrückens

Umweltradioaktivität

Radioaktive Stoffe kommen überall in der Natur vor. Einige von ihnen sind seit dem Entstehen der Erde vorhanden, einige entstehen durch Wechselwirkungen ständig neu, andere werden künstlich erzeugt. Die Umweltradioaktivität wird in Deutschland ständig von Behörden überwacht.

Eine Strahlenexposition, d.h. die Einwirkung der durch radioaktive Stoffe hervorgerufenen Strahlung, kann bei Menschen durch verschiedene natürliche und zivilisatorische Quellen erfolgen. Das Edelgas Radon ist beispielsweise häufig die wesentliche Quelle der natürlichen Strahlenexposition und entsteht bei entsprechenden geologischen Bedingungen im Boden. Natürliche radioaktive Stoffe in Baumaterialien und Industrieprodukten wie auch radioaktive Rückstände spezieller Industriezweige (z. B. Geothermie, Trinkwasseraufbereitung), in denen natürliche radioaktive Stoffe vorkommen können - sogenannte NORM (Naturally occurring radioactive material)-Industrien - können ebenfalls zur Strahlenexposition der Bevölkerung beitragen. 

Sowohl in Kernkraftwerken als auch in Medizin, Forschung und Industrie fallen Abfälle an, für die zu entscheiden ist, ob sie als radioaktive Abfälle endgelagert werden müssen oder aufgrund ihrer geringfügigen Radioaktivität wie normale, konventionelle Abfälle verwertet oder beseitigt werden können. Diese Entscheidung wird als „Entlassung aus der atom- und strahlenschutzrechtlichen Überwachung“ oder kurz als „Freigabe“ bezeichnet.


Unsere Aufgaben

  • Aufgabe der GRS ist es, zu den obengenannten Themenkomplexen fundierte wissenschaftliche Aussagen im Hinblick auf die Strahlenexposition von Personen zu machen und zur Entwicklung und Anwendung von Regelwerken und Empfehlungen beizutragen. Unsere Kompetenzen umfassen: Durchführen fachkundiger, qualitätsgesicherter Messungen von Radon und seinen Folgeprodukten sowie der Umgebungsstrahlung   
  • Simulation der Ausbreitung von Radon mit speziellen Rechencodes (z.B. COCOSYS) 
  • Abschätzung der Strahlenexposition durch das radioaktive Edelgas Radon und seiner Folgeprodukte in Räumen, durch die Aufnahme natürlicher radioaktiver Stoffe in den Körper oder durch Gamma-Strahlungsexpositionen
  • Untersuchungen zu physikalischen, chemischen oder biologischen Prozessen, die zur Anreicherung natürlicher Radionuklide in Zwischen- und Endprodukten führen sowie zu Rückständen NORM, technically enhanced NORM (TENORM)
  • radiologische Bewertung einer Deponierung, Altlast oder Verwertung von NORM-Rückständen und des Transports von NORM und TENORM zur Ermittlung der Exposition an Arbeitsplätzen oder deren Einfluss auf die Bevölkerung 
  • Abschätzung, ob Freigabe eines Stoffes eine Strahlendosis von 10 µSv im Jahr für Personen der Bevölkerung nicht überschreitet mittels radiologischer Modelle und Expositionsszenarien 
  • Auswerten und Visualisieren von Daten durch den Einsatz von geographischen Informationssystemen (GIS) 

Unsere Erfahrungen und Methoden setzen wir auch in internationalen Vorhaben ein:

  • Tschernobyl-Datenbank: Für das Kernkraftwerk Tschernobyl entwickelt die GRS seit 2006 zusammen mit ukrainischen Wissenschaftlern die „Shelter Safety Status Database (SSSDB)“. In dieser Datenbank werden Daten zur radiologischen Situation vor Ort systematisch zusammengefasst. Fachinstitutionen aus dem In- und Ausland sowie der Betreiber des Kernkraftwerks Tschernobyl nutzen die Datenbank
  • Unterstützung bei der Bergung und sicheren Zwischenlagerung ungesicherter radioaktiver Quellen in der Ukraine (2013-2019, ca. 16.000 radioaktive Quellen) und seit 2020 in der Republik Armenien