(GRS-676) Forschung zur aktualisierten Bewertung von Gemeinsam verursachten Ausfällen – Auswertung der Betriebserfahrung in deutschen Anlagen im Zeitraum 2011 bis 2018

H. Homann, A. Kreuser, M. Leberecht, J. Stiller

Wenn durch eine gemeinsame Ursache mehrere gleiche Komponenten in einem Kernkraftwerk redundanzübergreifend ausfallen, hat dies erheblichen Einfluss auf den sicheren Betrieb des Kraftwerks. Solche Ereignisse werden als Gemeinsam Verursachte Ausfälle (GVA) bezeichnet. Da solche Ereignisse überwiegend für redundante Sicherheitssysteme relevant sind, wirken sich GVA besonders bei der Beherrschung von Störfällen aus.

GVA-Ereignisse treten in der Betriebserfahrung relativ selten auf. Allerdings haben probabilistische Sicherheitsanalysen (PSA) gezeigt, dass GVA die Wahrscheinlichkeit für Systemfunktionsausfälle, insbesondere bei höher redundanten Systemen, gegenüber mehreren unabhängigen Ausfällen dominieren. Abhängig von der Art der Anlage und der verwendeten Bewertungsmethode können Ereignisse mit GVA zu mehr als 80 % des Risikos für Gefährdungszustände beitragen /GRS 07/. Die Dominanz von GVA-Ereignissen ergibt sich aus der Tatsache, dass diese Ereignisse die Verfügbarkeit von Sicherheitssystemen um Größenordnungen stärker beeinträchtigen als das Auftreten von Einzelfehlern. Die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines Einzelfehlers ist im All-gemeinen deutlich höher. Demgegenüber stehen aber die weitreichenden Auswirkungen von GVA-Ereignissen, da immer mehrere, ggf. sogar alle, Teilstränge eines Sicherheitssystems gleichzeitig ausfallen. Somit kann unter Umständen die vollständige Funktion eines Sicherheitssystems unverfügbar werden.