(GRS 605) Erfassung und Auswertung von Vorkommnissen bei der Beförderung radioaktiver Stoffe Abschlussbericht zu AP 5

A. Günther

Die Erfassung und Bewertung von Vorkommnissen beim Transport radioaktiver Stoffe und die daraus gewonnenen Erkenntnisse sind ein wichtiges Instrument zur Beurteilung der Angemessenheit und Effektivität des Sicherheitskonzepts der internationalen Transportvorschriften und deren Fortentwicklung. Mit dem vorliegenden Untersuchungsbericht wird das Ergebnis einer systematischen verkehrsträgerübergreifenden Erfassung und Bewertung der Sicherheitsrelevanz von Vorkommnissen beim Transport radioaktiver Stoffe auf öffentlichen Verkehrswegen in Deutschland vorgestellt.
Auf der Grundlage, der im Rahmen dieser Untersuchungen durchgeführten Datenerhebungen für den Zeitraum von 1995 bis 2019 wurden bundesweit insgesamt 1.028 Vorkommnisse unterschiedlicher Art und Schwere im Zusammenhang mit der Beförderung radioaktiver Stoffe auf öffentlichen Verkehrswegen identifiziert und ausgewertet. Bei den erfassten Transportvorkommnissen handelt es sich überwiegend um eher geringfügige Regelverstöße gegen die Bestimmungen der Transportvorschriften (z. B. Fehler in der Dokumentation oder bei der Kennzeichnung von Versandstücken) sowie um unsachgemäße Handhabungs- und Betriebsabläufe (Handhabungsfehler mit Sachschäden) bei der Beförderung radioaktiver Stoffe.
Klassische Verkehrsunfälle und Brände auf dem Beförderungswege machen dagegen nur einen kleineren Anteil (2,5 %) der Transportvorkommnisse aus. Lediglich fünf der im Berichtszeitraum erfassten  Transportvorkommnisse waren mit einer Aktivitätsfreisetzung in die Umgebung verbunden. In fünf Fällen kam es vorkommnisbedingt zu begrenzten radiologischen Auswirkungen auf Personen; in einem dieser Fälle konnte eine Strahlenexposition oberhalb der geltenden Grenzwerte nicht ausgeschlossen werden. Die erfassten Transportvorkommnisse sind nach den beiden Bewertungsskalen der Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) mehrheitlich Ereignisse von untergeordneter sicherheitstechnischer Bedeutung (EVTRAM: Stufe 0 und Stufe 1 bzw. INES: Stufe 0).
Die Untersuchungsergebnisse zeigen keine Hinweise auf grundlegende Defizite bei der Beförderung radioaktiver Stoffe im Untersuchungszeitraum; das Sicherheitsniveau ist demnach weiterhin als sehr hoch anzusehen. Es zeigt sich jedoch weiterhin Verbesserungspotenzial bei der Vermeidung von recht häufig auftretenden administrativen Fehlern oder mangelnde Sorgfalt durch entsprechende Schulung, Weiterbildung etc. des involvierten Transportpersonals. Darüber hinaus zeigen sich Hinweise auf bewusste Fehldeklarationen insbesondere von schwachradioaktiven Gebrauchsgütern.