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Hafen von Beirut
Zwischenlagerung

Unterstützung des Libanon für ein sicheres Management von Strahlenquellen

Am 4. August 2020 ereignete sich im Hafen von Beirut eine Explosion verheerenden Ausmaßes, deren Ursache die ungesicherte Lagerung von Chemikalien war. Nachdem Deutschland den Libanon bereits bei der Entsorgung von Chemikalien im Nachgang zu dieser Explosion unterstützt hatte, traten die libanesischen Behörden zusätzlich mit der Bitte um Unterstützung bei der Bergung und sicheren Lagerung von radioaktiven Abfällen an Deutschland heran. Im Rahmen eines vom Bundesumweltministerium (BMUV) geförderten Kooperationsprojekts werden die verantwortlichen libanesischen Stellen von Fachleuten aus dem BMUV und einem interdisziplinären GRS-Team aus den Fachabteilungen Strahlenschutz und Sicherung unterstützt.

Der Verlust der Kontrolle über ausgediente, umschlossene radioaktive Quellen hat in den letzten Jahrzehnten weltweit zu Vorfällen mit teilweise schwerwiegenden gesundheitlichen Schäden bis hin zu Todesfällen geführt. Zum Schutz der Menschen und der Umwelt vor der schädlichen Wirkung ionisierender Strahlung bei der Anwendung sonstiger radioaktiver Stoffe hat die Internationale Atomenergiebehörde daher administrative und technische Sicherheits- und Sicherungsprinzipien eingeführt. Diese Prinzipien sind bei den Projektarbeiten neben den Anforderungen des libanesischen Regelwerkes bezüglich des Strahlenschutzes und der Sicherung radioaktiver Stoffe zu berücksichtigen.

Bei den radioaktiven Abfällen handelt es sich offiziellen Angaben zufolge zum Großteil um radioaktiv kontaminiertes Material, das unter anderem bei der Überprüfung von Schrotttransporten in Häfen der Libanesischen Republik sichergestellt wurde. Die radioaktiven Abfälle stammen vermutlich aus zerstörten medizinischen Einrichtungen und aus der Erdöl- bzw. Erdgas-Industrie.

Konsequenzanalysen und Zwischenlagerungskonzept

Die Abfälle werden derzeit in Räumlichkeiten der libanesischen atomrechtlichen Aufsichtsbehörde (Lebanese Atomic Energy Commission – LAEC) in Beirut gelagert, kleinere Mengen in den Häfen von Beirut und Tripoli. Nach einer ersten Bestandsaufnahme geht es in dem Projekt vor allem darum, in Kooperation mit der libanesischen Aufsichtsbehörde Konsequenzanalysen zu erstellen und das aktuelle Zwischenlagerungskonzept zu überprüfen.

Unter Konsequenzanalysen versteht man unter anderem Prognosen darüber, welche zukünftigen Transport- und Lagerkapazitäten benötigt werden bzw. welche Anforderungen sich für diese und für die Bergung des radioaktiven Materials hinsichtlich des Strahlenschutzes und der Sicherung ergeben. Anschließend wird untersucht, ob die vorhandenen Lager bei der LAEC diesen Anforderungen genügen, mit geeigneten Maßnahmen ertüchtigt werden können oder ob ein neues Zwischenlager errichtet werden muss.

Die deutsche Delegation beim Auftakttreffen mit den libanesischen Kolleginnen und Kollegen in den Räumlichkeiten der LAEC
Die deutsche Delegation im Libanon

Projekt-Highlights Zwischenlagerung

Brennelement eines Kernreaktors
Langzeitverhalten zwischengelagerter Brennelemente bei deutlich längerer Zwischenlagerung
2018 - 2020

Wissenschaftler der GRS haben sich mit dieser Problemstellung in dem Forschungsprojekt „Langzeitverhalten zwischengelagerter Brennelemente bei deutlich längerer Zwischenlagerung“ auseinandergesetzt, wobei neben den Behältern auch das Brennelement-Verhalten untersucht wurde.

Zwischenlagerung