OECD/NEA-Projekte


Unter der Schirmherrschaft der Nuclear Energy Agency (NEA) der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) werden seit Jahrzehnten erfolgreich Gemeinschaftsprojekte (Joint Projects) mit dem Ziel durchgeführt, den Wissensstand zu offenen Fragen der nuklearen Sicherheitsforschung zu verbessern und gleichzeitig den internationalen Erfahrungsaustausch zu unterstützen. Vor allem die experimentellen Gemeinschaftsprojekte zeichnen sich durch eine effiziente Nutzung der international verfügbaren Ressourcen bei gemeinsamer Finanzierung aus.

Die thematischen Schwerpunkte der Gemeinschaftsprojekte werden von den Mitgliedsländern der NEA vorgeschlagen und von internationalen Expertengremien bewertet. Die Ergebnisse und Daten eines Projektes sind über eine gewisse Zeitspanne nur den unmittelbar beteiligten Partnern (Ländern) zugänglich und auch nach Ablauf dieser Vertraulichkeitsfrist nur für NEA-Mitgliedsländer verfügbar.

Üblicherweise werden die Vorhaben an großtechnischen Forschungsanlagen durchgeführt. Viele dieser Anlagen sind weltweit einzigartig. Die Teilnahme an einem Joint Project bietet daher den Partnerländern die Möglichkeit, Versuchsergebnisse und Messdaten aus oftmals kostspieligen Versuchseinrichtungen zu erhalten, ohne im eigenen Land einen entsprechenden Aufwand betreiben zu müssen.

Deutschland beteiligt sich im Rahmen der projektgeförderten nuklearen Sicherheitsforschung an relevanten OECD/NEA Joint Projects. Dabei vertritt der Projektträger GRS (PT GRS) im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz die deutschen Interessen in den Lenkungsgremien der Projekte. Die Vorhaben werden in der Regel durch Expertinnen und Experten der GRS fachlich begleitet, wobei abhängig vom Projekt auch weitere deutsche Forschungsstellen involviert sein können. Neben dem Gewinnen von hochwertigen Validierungsdaten für phänomenologische Untersuchungen und die Codeentwicklung bieten die Joint Projects auch eine Plattform, um Erfahrungen auszutauschen und sich mit der internationalen Community zu vernetzen. Zudem öffnen die Joint Projects oftmals auch den Zugang zu Daten und Informationen zu bestehenden und geplanten ausländischen Reaktoren mit Sicherheitssystemen, die sich von den in Deutschland ehemals betriebenen Anlagen unterscheiden.

Aktuell (Stand 2025) werden außerdem von deutscher Seite zwei Versuchsanlagen zur Durchführung von OECD/NEA Joint Projects genutzt. Die Becker Technologies GmbH ist Betreiber der bundeseigenen THAI-Anlage, die verschiedene Störfallaspekte im Containment simulieren kann. Die QUENCH-Anlage des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) wird für sicherheitstechnische Untersuchungen an neuartigen Hüllrohrmaterialien verwendet.

Die Ergebnisse der Joint Projects mit deutscher Beteiligung stehen prinzipiell allen öffentlichen Einrichtungen der deutschen nuklearen Sicherheitsforschung für Zwecke der nicht-kommerziellen Forschung zur Verfügung. Auf Grund der Vertraulichkeitsregelungen im internationalen Vertragswerk ist eine pauschale Weitergabe von projektinternen Ergebnissen zunächst nicht zulässig. Informationen zum Projekt können aber beim PT GRS angefragt werden, eine Zurverfügungstellung von Berichten und Daten ist dann im Einzelfall und nach Unterzeichnung einer gesonderten Verpflichtungserklärung zur Geheimhaltung sowie ggf. Einholung der Zustimmung des Lenkungsgremiums möglich.