(GRS-A-3561) Quantitative Bewertung wissensbasierter Handlungen in einer probabilistischen Sicherheitsanalyse

W. Faßmann, W. Preischl

Die GRS hat eine Methode entwickelt und erprobt, mit der man wissensbasiertes Handeln des Personals in einer probabilistischen Sicherheitsanalyse (PSA) analysieren und quantitativ bewerten kann. Dies ist aus folgenden Gründen für erforderlich:
Ein Ereignisablauf kann Eingriffe des Personals erfordern, die Prozeduren und Training nicht vorsehen, um diesen Ablauf zu bewältigen oder zumindest nachteilige Folgen für Mensch, Umwelt und/oder Anlage zu mildern. In solchen Situationen hat das Personal das sicherheitstechnisch erforderliche Vorgehen selbst zu entwickeln, indem es sein Wissen, Informationen über den Anlagenzustand und vorhandene Ressourcen wie zum Beispiel die Zeit nutzt. Man nennt diese Art des Handelns ‘wissensbasiert’. Als wissensbasiert werden Handlungen bezeichnet, die in Störfallsituationen erforderlich sind, wenn diese Handlungen folgende Bedingungen erfüllen: Für das Personal ist die Ausführung dieser Handlungen in der betrachteten Situation neu und ungewohnt, weshalb das Personal in der Situation die Notwendigkeit dieser Handlungen erkennen, sich für die Ausführung entscheiden sowie die Ausführung dieser Handlungen planen und der situationsspezifischen Planung entsprechend durchführen muss.
 
Wissensbasiertes Vorgehen ist u. a. erforderlich, wenn vorgeplante, so genannte regelbasierte oder fertigkeitsbasierte Handlungen nicht in ausreichendem Umfang zur Verfügung stehen, um auslegungsüberschreitende Abläufe oder Abläufe mit Kernschmelzen zu verhindern. Im Folgenden wird in Übereinstimmung mit den Definitionen im Methodenband des PSA-Leitfadens /FAK 05/ von wissensbasierten Handlungen gesprochen, auch wenn sich die erforderlichen methodischen Entwicklungen auf die Modellierung und Untersuchung der diesen Handlungen vorausgehenden kognitiven Prozesse beziehen.