(GRS-651) Probabilistische Bewertungen von Ereignissen für den Mitte-Loop-Betrieb deutscher Anlagen

S. Babst, I. Mateos Canals, G. Mayer, W. Pointner

Das BMUV/BASE-Vorhaben 4719R01378 hatte die Bewertung der sicherheitstechnischen Bedeutung von Ereignissen, welche im Ausland bei Mitte-Loop-Betrieb aufgetreten sind, für die laufenden deutschen Kernkraftwerke zum Inhalt. Dazu wurde die vorhandene PSA der GRS zum Nichtleistungsbetrieb von Anlagen mit Druckwasserreaktor methodisch weiterentwickelt, um bisher nicht betrachtete Ereignisabläufe beim ¾-Loop-Betrieb probabilistisch bewerten zu können.

Für die Ermittlung von relevanten Ereignissen wurde die ausländische Betriebserfahrung der vergangenen 20 Jahre, insbesondere die im Rahmen des Incident Reporting System der IAEA gemeldeten Ereignisse, herangezogen. Für die im Ausland aufgetretenen Ereignisse wurde überprüft, ob sie auf die deutschen Anlagen übertragbar sind. Ereignisse, die bisher in der generischen PSA der GRS nicht berücksichtigt sind, wurden probabilistisch bewertet. Dabei handelt es sich um die Ereignisse: Ausfall der Nachwärmeabfuhr bei geschlossenem RDB und gleichzeitiger großer kaltseitiger Öffnung am Primärkreislauf (so genanntes Diablo-Canyon-Szenarium), Anregung der Notkühlkriterien durch Fehler bei der Stickstoffeinspeisung und Lecks am Primärkreislauf durch Fehlhandlungen des Personals.

Insgesamt wurde für die neu bewerteten Ereignisse eine Brennstabschadenshäufigkeit von 5,6E-07/a berechnet. Den größten Beitrag (ca. 60 %) liefert das Ereignis „Anregung
der Notkühlkriterien durch Fehler bei der Stickstoffeinspeisung“. 

Die neu bewerteten Ereignisse wurden ganzheitlich hinsichtlich ihrer sicherheitstechnischen Bedeutung bewertet. Ein wesentliches Verbesserungspotential ließ sich nicht ableiten.