Überwachung der Umweltradioaktivität

Die Umweltradioaktivität wird in Deutschland von mehreren Stellen kontinuierlich überwacht. Kommt es zu einem Ereignis, bei dem radioaktive Stoffe in die Umwelt gelangen, spielen diese Messdaten eine wichtige Rolle. Sie werden zur Beurteilung der Situation herangezogen und dienen als Grundlage für die Entscheidungsfindung, wenn es um Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung und Einsatzkräfte geht.

Wer misst was?

In Deutschland messen verschieden Bundes- und Landesbehörden Daten zur Umweltradioaktivität. Dazu zählen unter anderem der Deutsche Wetterdienst, der Messstationen für Radioaktivität in der Luft und in Niederschlägen betreibt oder die Bundesanstalt für Gewässerkunde, die Messstationen entlang von Bundeswasserstraßen unterhält. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie erfasst Aktivitätskonzentrationen in den Küstengewässern der Nord- und Ostsee und das Bundesamt für Strahlenschutz misst großräumig die sogenannte Gamma-Ortsdosisleistung.

Die Bundesländer führen mit ihren Landesmesseinrichtungen unter anderem Messungen bei Lebensmitteln, Futtermitteln, Arzneimitteln, Abfällen und Trinkwasser durch. Und auch die Betreiber kerntechnischer Anlagen messen die Radioaktivität in unmittelbarer Umgebung ihrer Anlage.

Die gewonnenen Daten zur Umweltradioaktivität werden über das „Integrierte Mess- und Informationssystem zur Überwachung der Radioaktivität in der Umwelt (IMIS)“, das vom Bundesamt für Strahlenschutz betrieben wird, zentral erfasst und dokumentiert.

ODL-Info – Messung der Gamma-Ortsdosisleistung

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) misst an ca. 1.800 Messstellen kontinuierlich die Ortsdosisleistung (ODL) in Deutschland. Mit den Messungen kann die sogenannte effektive Dosis abgeschätzt werden, die ein Mensch erhält, wenn er sich über einen bestimmten Zeitraum an einem bestimmten Ort aufhält. Im Umkreis von kerntechnischen Anlagen ist das Netz von Messstellen dichter.

Die an den Messstellen ermittelten Werte der Ortsdosisleistungen werden vom BfS online zur Verfügung gestellt und sind in der Einheit Mikrosievert pro Stunde (μSv/h) angegeben. Das Sievert  (kurz Sv) ist eine Maßeinheit für die Strahlendosis. Es wird zur Bewertung von Strahlenbelastungen auf Organismen verwendet (1 Sievert = 1.000 Millisievert = 1.000.000 Mikrosievert = 1.000.000.000 Nanosievert). In Deutschland liegt die ODL üblicherweise zwischen 0,05 und 0,18 Mikrosievert pro Stunde.

Zusätzlich zu den stationären Messeinrichtungen stehen dem BfS auch mobile Messsysteme und Hubschrauber zur Verfügung. Mit letzteren sind sogenannte Überfliegungsmessungen (Aero-Gamma-Messungen) möglich.

IMIS – Integriertes Mess- und Informationssystem zur Radioaktivitätsüberwachung

IMIS ist ein System zur Überwachung der Radioaktivität. Die Messungen von IMIS erstrecken sich von der Ausbreitung radioaktiver Stoffe durch Luft und Wasser über die Kontamination des Bodens bis hin zu Nahrungs- und Futtermitteln. IMIS greift dafür zum einen auf die Daten aus der ODL-Info zurück. Zum anderen ermitteln rund 60 Labore von Bund und Ländern jährlich etwa 10.000 Proben von Trinkwasser, Nahrung und Futtermitteln. Die aktuellen Messergebnisse stehen im Geoportal des Bundesamtes für Strahlenschutz zur Verfügung.

Funktion von ODL-Info und IMIS im Ereignisfall

Kommt es zu einem Ereignis, bei dem radioaktive Stoffe in die Umwelt gelangen, spielen die genannten Systeme zur Messung der Umweltradioaktivität eine wichtige Rolle im Notfallschutz .

Über das Messnetz der ODL-Info können alle 10 Minuten Daten abgerufen werden. Auf diese Weise lässt sich die Bewegung und Verteilung der radioaktiven Stoffe sichtbar machen.

Diese Informationen sind unter anderem dann von Bedeutung, wenn es um frühe Schutzmaßnahmen in Gebieten geht, die unmittelbar von dem Ereignis betroffen sind. Mithilfe von IMIS lässt sich ein schneller Überblick über betroffene Gebiete und die Höhe der Kontamination gewinnen. Diese Informationen können zur Planung von weiteren Schutzmaßnahmen, Verhaltensempfehlungen und sonstigen Maßnahmen wie die Kommunikation mit dem Ausland herangezogen werden.

Messung der Umweltradioaktivität in anderen europäischen Staaten

Die European Radiological Data Exchange Platform (EURDEP) zeigt die Gamma-Ortsdosisleistung in Nanosievert pro Stunde an Messstellen europaweit an. Auf einer Karte lassen sich die einzelnen Messstellen und die dort ermittelten Durchschnittswerte und Höchstwerte der letzten 24 Stunden anzeigen. Die Daten stammen von 39 nationalen Behörden und werden an über 5.500 Messstellen erhoben und online an die EURDEP übermittelt.

Für die Erhebung der Messdaten in den an Deutschland angrenzenden Staaten mit Kernkraftwerken sind folgende Stellen zuständig:

>> zurück zum Basiswissen Notfallschutz