
Geo-Sys
Dazu gehören etwa ökologische Gesichtspunkte, technische Aspekte der Anlage (z.B. deren Zuverlässigkeit), Prozesse und Wirkfaktoren (z.B. Emissionen, Arbeitssicherheit) und der gesetzliche Rahmen. Alle diese Systemteile werden in weiteren Schritten bewertet und analysiert. Ziel war es, Forschungsbedarf und eventuelle Regelungslücken auszumachen und langfristig dazu beitragen, die Verfügbarkeit und Produktivität der tiefen Geothermie zu verbessern.
Schutzgutbezogenes Arbeiten: Mensch, Boden, Wasser und Sachgüter
Die GRS verfolgte in Geo-Sys eine schutzgutbezogene Herangehensweise. Das bedeutet, dass der Fokus der Analysen auf den Schutzgütern ‒ in diesem Zusammenhang der Mensch, Boden, Wasser, Luft, Klima und Sachgüter sowie das kulturell geprägte Landschaftsbild ‒ liegt. Schutzgüter sind allgemeinhin durch entsprechende Gesetze geschützt. So werden beispielsweise oberirdische Gewässer und das Grundwasser u.a. durch das Wasserhaushaltsgesetz (WHG), die nachhaltige Sicherung der Funktionen des Bodens insbesondere durch das Bundesbodenschutzgesetz (BBodSchG) geschützt.
Zentrale Regelungen zur Nutzung von Geothermie („Erdwärme“) als Bodenschatz finden sich vor allem im Bundesberggesetz (BBergG). Zweck des Bundesberggesetzes (BBergG) ist es insbesondere, zur Sicherung der Rohstoffversorgung das Aufsuchen, Gewinnen und Aufbereiten von Bodenschätzen bei sparsamem und schonendem Umgang mit Grund und Boden zu ordnen und zu fördern, die Sicherheit der Betriebe und der Beschäftigten des Bergbaus zu gewährleisten und die Vorsorge gegen Gefahren zu verstärken, die sich aus bergbaulicher Tätigkeit ergeben.
Die Forscher bewerteten, welche Schutzgüter und Wirkfaktoren bei der geothermischen Energiegewinnung als besonders relevant und welche als weniger relevant einzustufen sind, welche bereits durch gesetzliche und technische Regelungen ausreichend geschützt sind und welche möglicherweise neuer Regelungen bedürfen.
Neue Impulse setzten: Forscher setzen PSA in der Geothermie ein
Die Gutachter der GRS wendeten bei ihren Analysen unter anderem eine Methode an, die besonders geeignet ist, komplexe industrielle Anlagen zu betrachten: die sogenannte probabilistische Sicherheitsanalyse (PSA). Probabilistische Bewertungen ermöglichen die zahlenmäßige Erfassung eines Risikos. Im Gegensatz zu deterministischen Wenn-Dann-Analysen erlauben es probabilistische Methoden, Eintrittswahrscheinlichkeiten für Ereignisse und deren Spannbreiten anzugeben.
Ausgangspunkt für eine probabilistische Sicherheitsanalyse bildet das breite Spektrum an Ereignissen, die zum Abweichen vom Normalzustand eines Systems oder einer Anlage führen können. In sogenannten Ereignisbäumen werden die unterschiedlichen Szenarien derartiger Abläufe durchgespielt und ihre Häufigkeit berechnet. Die Ergebnisse liefern belastbare Grundlagen für Entscheidungen über Notwendigkeit und Nutzen sicherheitstechnischer Verbesserungen.
Bei der Sicherheitsanalyse auf Erfahrung zurückgreifen
Wie in vielen Industriezweigen resultieren aus der geothermischen Energiegewinnung neben den eigentlichen Produkten (z.B. Wärme/Strom) auch Rückstände. Es muss sichergestellt werden, dass bei ihrer Verwertung oder Beseitigung keine schädlichen Einwirkungen auf Mensch und Umwelt zu erwarten sind. Die GRS untersuchte und bewertete deshalb in GeoSys mögliche Belastungspfade. Die GRS griff dabei auf langjährige Erfahrungen in der Entwicklung realistischer Expositionsszenarien zurück. Daneben spielte der Austausch mit Behörden und Industrie für die anwendungsorientierte Forschung in GeoSys eine wichtige Rolle, z.B. zum Abgleich von Daten aus dem Betrieb von Anlagen.
Projekt-Highlights Umwelt und Energie

Im Verbundvorhaben Geo-Dat sollte eine thermodynamische Datenbasis aufgebaut werden, mit deren Hilfe komplexe geochemische Prozesse in tiefen geothermischen Schichten des norddeutschen Beckens berechnet werden können. Eine besondere Herausforderung bestand in der Modellierbarkeit der druck- und temperaturabhängigen Löslichkeit bestimmter scale-bildender Mineralphasen in hochsalinaren Lösungen.

Forscher der GRS haben gemeinsam mit der Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) und dem Geowissenschaftlichen Zentrum der Universität Göttingen (GZG) im Projekt ANEMONA neue Methoden und Techniken entwickelt und erprobt, mit denen die Wirtschaftlichkeit von Geothermieanlagen verbessern lässt.

Die GRS hat von 2013 bis 2016 im Auftrag des Bundesforschungsministeriums (BMBF) die veränderte Situation der Wasserwirtschaft in Deutschland untersucht. Gemeinsam mit vier deutschen Wasserversorgern, dem Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik, dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und der TU Braunschweig entwickeln die Wissenschaftler Strategien für Wasserversorger, um sich an die erwarteten Änderungen anzupassen und unser Trinkwasser langfristig zu sichern.