(GRS-138) Beurteilung der menschlichen Zuverlässigkeit auf der Basis von Betriebserfahrung
Die vorliegende Dissertation wurde bei der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) mbH aufbauend auf dem Projekt RS 872 des BMBF "Weiterentwicklung methodischer Grundlagen und Rechenprogramme für probabilistische Sicherheitsanalysen" durchgeführt. Ein zentrales Problem bei der Bewertung der menschlichen Zuverlässigkeit ist, daß die für den Beurteilungsprozeß benötigten Daten bisher unvollständig und unzureichend validiert sind. Betriebserfahrung in Form von Fehlerereignissen bietet sich hier als eine bisher nicht systematisch genutzte Quelle an, um dieses Datenproblem zu lösen. Ziel der Promotion war es, eine Methode zur Auswertung von Ereignissen im Hinblick auf menschliche Fehler zu entwickeln und die in den Ereignissen enthaltene Betriebserfahrung für qualitative und quantitative Bewertungen menschlicher Zuverlässigkeit nutzbar zu machen. Zur Entwicklung der Methode wurde aus vorliegenden Modellen zur qualitativen Beurteilung des menschlichen Fehlverhaltens (z.B. Swain, Hacker, Rasmussen) und aus verschiedenen Ansätzen zur quantitativen Beurteilung menschlicher Fehlhandlungen (z.B. THERP, ASEP, HCR, SLIM) ein Anforderungsprofil erstellt. Aufbauend darauf wurde eine Methode zur Erfassung und Bewertung von Fehlhandlungen entwickelt. Die Methode gliedert sich in die beiden Teilbereiche Ereignisanalyse und auswertung: Zunächst erfolgt die Analyse von Ereignissen hinsichtlich aller Informationen, die für das Zustandekommen einer menschlichen Fehlhandlung bedeutsam sind. Neben Angaben zum Hergang eines Vorkommnisses werden auch mögliche Bedingungen für das Scheitern einer Handlung berücksichtigt. Da eine Bewertung menschlicher Zuverlässigkeit vielfältige Auswertungsmöglichkeiten erfordert, wurde zur Auswertung der gesammelten Ereignisse auf der Grundlage einer Diskussion verschiedener Ansätze aus der Künstlichen Intelligenz (Kl) ein konnektionistisches Verfahren entwickelt, welches sowohl qualitative als auch quantitative Aussagen in einem einheitlichen Ansatz ermöglicht.