(GRS 332) Methode für die Analyse und Bewertung der Wechselwirkung zwischen Stress und der Zuverlässigkeit wissensbasierten Handelns in der probabilistischen Sicherheitsanalyse
Theoretische und empirische Erkenntnisse zeigen, das Stress heute als emotionale und kognitive Reaktion zu verstehen ist, mit der sich Menschen an Situationen anpassen, die mit realen oder erwarteten Gefahren, Bedrohungen oder Frustrationen persönlich wichtiger Ziele oder Bedürfnisse einhergehen. Die emotionale Reaktion auf solche Situationen kann so extrem sein, dass sie rationales Handeln zur Bewältigung der Situation vereitelt. In weniger extremen Fällen finden Veränderungen der kognitiven Prozesse statt, auf denen das Handeln beruht und die sich systematisch auf die Zuverlässigkeit auswirken können, mit der Menschen ihre Aufgaben in Situationen unter Stress erfüllen. Auch die zuverlässige Aufgabenerfüllung durch das Personal von Kernkraftwerken und anderen Risikotechnologien ist von solchen Effekten betroffen.
Die im Rahmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Forschungs- und Entwicklungsvorhabens RS1198 erarbeitete Methode berücksichtigt die beiden Aspekte der emotionalen und der kognitiven Bewältigung von Situationen, in denen das Personal wissensbasierte Aufgaben zuverlässig zu erfüllen hat. Die Analyse- und Bewertungsschritte der Methode leiten den Anwender systematisch an, den Beitrag stressbezogener emotionaler und kognitiver Faktoren mit ihren Beiträgen zur Zuverlässigkeit der Aufgabenerfüllung zu erfassen und zu quantifizieren. Eine entsprechende praktische Anleitung wurde erarbeitet. Die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen zur Klärung offener Fragen ist dargestellt. Ein konkretes Beispiel zeigt, wie die Methode anzuwenden ist.