Kernenergie in Bulgarien
• Es besteht eine Vereinbarung mit NuScale über den potenziellen Einsatz von Small Modular Reactors (SMR).
Status quo der Stromerzeugung
Das einzige Kernkraftwerk des Landes Kosloduj deckt 32,6 % des Strombedarfs ab; 43,1 % liefern Kohlekraftwerke, Erneuerbare Energien spielen bei der Stromversorgung eine vergleichsweise nachgeordnete Rolle. Bulgarien ist bislang in erheblichem Maß von Erdgaslieferungen aus Russland abhängig. Rund 90 Prozent des importierten Erdgases stammen von dort. Allerdings trägt Erdgas nur zu etwa 4,1 Prozent zur Stromerzeugung bei.
[Wir nutzen die Zahlen der International Energy Agency (IAE), die Zahlen in der Grafik sind gerundet. Tagesaktuelle Erzeugungsdaten nach Energiequelle finden sich auf der Seite Electricity Maps.]
Im Kernkraftwerk Kosloduj werden zwei Reaktorblöcke des russischen Typs WWER-1000 (V-320) mit einer elektrischen Leistung von je 1.000 Megawatt (MW) betrieben: Kosloduj-5 und -6. Die Blöcke 1 bis 4 (WWER-440/230) waren 2002 und 2006 im Kontext des Beitritts Bulgariens zur Europäischen Union stillgelegt worden; die Blöcke 5 und 6 wurden bis 2007 einer umfänglichen Modernisierung unterzogen.
Politische und rechtliche Rahmenbedingungen
Die jetzige bulgarische Regierung misst der Kernenergie eine hohe Bedeutung für die zukünftige Energieversorgung des Landes bei. In den Verhandlungen zur „EU-Taxonomie“ hat sie sich dafür ausgesprochen, dass sowohl die Kernenergie als auch die Stromerzeugung aus Gas im Sinne der Taxonomie als nachhaltig eingestuft werden. Neubaupläne werden seit vielen Jahren verfolgt, scheiterten aber bislang vor allem an fehlender Finanzierung. Eine staatliche Förderung von Neubauprojekten wird nach wie vor ausgeschlossen.
Daneben strebt die Regierung eine Verlängerung der Laufzeiten der beiden noch betriebenen Blöcke in Kosloduj an. Die beiden Reaktoren dürfen nach einer Verlängerung der Laufzeiten um zehn Jahre noch bis 2027 und 2028 betrieben werden. Der Betreiber hatte im damaligen Genehmigungsverfahren bereits eine Verlängerung bis 2047 für möglich gehalten.
Ende Juli 2024 hat die bulgarische Aufsichtsbehörde BNRA für Kosloduj-5 und -6 zudem unbefristete Betriebsgenehmigungen ausgestellt. Die Anlagen müssen gemäß den Anfang des Jahres verabschiedeten Änderungen des Atomgesetzes jedoch mindestens alle zehn Jahre periodische Sicherheitsüberprüfungen durchlaufen.
Ende April 2024 hat BNRA die Genehmigung für einen schrittweisen Übergang zu einem neuen Kernbrennstofftyp RWFA für Block 5 des KKW Kosloduj erteilt. Die Umstellung auf den neuen amerikanischen Kernbrennstoff, der kurz zuvor erstmals geliefert wurde, soll vier Jahre dauern.
Aktuelle Planungen und Projekte
Große Kernkraftwerke. Am Standort Belene wurde bereits 1987 mit dem Bau eines russischen WWER-1000 (V-320) begonnen. Das Projekt wurde jedoch 1991 wegen fehlender Finanzierung beendet, nachdem bereits ein signifikanter Teil der Technik geliefert und ein Teil der Bauarbeiten geleistet worden war.
Im Jahr 2008 wurde ein neuer Vertrag über den Bau zweier Reaktorblöcke vom Typ WWER-1000 (AES 92) geschlossen, auf dessen Grundlage in den folgenden Jahren wiederum Bauarbeiten durchgeführt und in größerem Umfang technische Einrichtungen (u. a. zwei Reaktordruckbehälter) geliefert wurden. Aufgrund von Schwierigkeiten bei der Finanzierung und wechselnden Regierungen wurden die Pläne für den Neubau 2023 annulliert.
Das bulgarische Parlament verabschiedete Anfang 2021 einen Plan zum Bau neuer Reaktorblöcke am Standort Kosloduj. Die bulgarische Atomaufsichtsbehörde hat den Standort bereits für einen Neubau genehmigt. Für den geplanten Block Kosloduj-7 wurde 2020 eine Umweltverträglichkeitsprüfung abgeschlossen; für Kosloduj-8 steht sie noch aus. Im Oktober 2023 gab die bulgarische Regierung bekannt, dass sie bereit sei, mit dem Bau des ersten AP-1000-Druckwasserreaktors (PWR) zu beginnen. Er soll bis 2033 fertiggestellt sein.
Der Betreiber hat im Sommer 2023 für Kosloduj-5 bei der bulgarischen Aufsichtsbehörde einen Antrag auf Erteilung einer Genehmigung für den Einsatz von WWER-1000-Brennelementen des US-amerikanischen Unternehmens Westinghouse eingereicht.
SMR. Das US-amerikanische Unternehmen Flour, das die Mehrheit an NuScale Power hält, hat im Jahr 2021 mit dem staatlichen Energieversorger (Bulgarian Energy Holding) eine Vereinbarung über den potenziellen Einsatz des NuScale SMR geschlossen. Geprüft werden sollen sowohl der Bau solcher Anlagen am Standort Kosloduj als auch deren Einsatz für ein sogenanntes Repowering von Kohlekraftwerken, das heißt den Ersatz letzterer unter Nutzung der bereits vorhandenen Infrastruktur (insbesondere der Netzanbindung).
Forschungsreaktor
Am Institut für Kernforschung und Kernenergie der bulgarischen Akademie der Wissenschaften in Sofia wurde von 1961 bis 2008 ein Forschungsreaktor des Typs IRT-2000 betrieben. Der Poolreaktor wurde vom russischen Kurtschatow-Institut errichtet und ursprünglich mit hochangereichertem Uran (36 Prozent Anreicherungsgrad) betrieben. 2008 wurde der Reaktor abgeschaltet, um mit verändertem Design umgebaut zu werden. Aufgrund fehlender Finanzierung wurde das Projekt bis heute nicht beendet.
(Stand: 14.02.2024)
Große Kernkraftwerke. Am Standort Belene wurde bereits 1987 mit dem Bau eines russischen WWER-1000 (V-320) begonnen. Das Projekt wurde jedoch 1991 wegen fehlender Finanzierung beendet, nachdem bereits ein signifikanter Teil der Technik geliefert und ein Teil der Bauarbeiten geleistet worden war.
Im Jahr 2008 wurde ein neuer Vertrag über den Bau zweier Reaktorblöcke vom Typ WWER-1000 (AES 92) geschlossen, auf dessen Grundlage in den folgenden Jahren wiederum Bauarbeiten durchgeführt und in größerem Umfang technische Einrichtungen (u. a. zwei Reaktordruckbehälter) geliefert wurden. Aufgrund von Schwierigkeiten bei der Finanzierung und wechselnden Regierungen wurden die Pläne für den Neubau 2023 annulliert.
Anfang 2021 verabschiedete das bulgarische Parlament einen Plan zum Bau neuer Reaktorblöcke am Standort Kosloduj. Beauftragt damit ist die dafür eigens gegründete Firma Kozloduy NPP – New Builds. Bei dem Neubau sollen teilweise Komponenten aus Belene verwendet werden. Nachdem die bulgarische Atomaufsichtsbehörde BNRA den Standort bereits für einen Neubau genehmigt hatte, muss nach Angaben von BNRA-Vertretern von März 2024 eine erneute Überprüfung der Standortgenehmigung beantragt werden, um Block-8 errichten zu dürfen. Dieser Antrag wurde im Februar 2025 eingereicht. Die bereits erteilte Standortgenehmigung für Block-7 müsse spätestens im Jahr 2025 aktualisiert werden.
Im November 2024 unterzeichnete Kozloduy NPP – New Builds mit dem südkoreanischen Unternehmen Hyundai Engineering & Construction und mit dem US-amerikanischen Unternehmen Westinghouse einen Ingenieurvertrag für den Bau von zwei AP1000 im bulgarischen KKW Kozloduj. Der Vertrag umfasst die Standortplanung für die beiden Reaktoren, Genehmigungen, Projektplanung und die Entwicklung von Betrieb und Wartung. Innerhalb von zwölf Monaten sollen die Zeitplan- und Finanzdetails für den Neubau festgelegt werden.
Die Blöcke sollen Regierungsangaben von November 2023 zufolge bis 2033 fertiggestellt werden.
SMR. Das US-amerikanische Unternehmen Flour, das die Mehrheit an NuScale Power hält, hat im Jahr 2021 mit dem staatlichen Energieversorger (Bulgarian Energy Holding) eine Vereinbarung über den potenziellen Einsatz des NuScale SMR geschlossen. Geprüft werden sollen sowohl der Bau solcher Anlagen am Standort Kosloduj als auch deren Einsatz für ein sogenanntes Repowering von Kohlekraftwerken, das heißt den Ersatz letzterer unter Nutzung der bereits vorhandenen Infrastruktur (insbesondere der Netzanbindung).
Forschungsreaktor
Am Institut für Kernforschung und Kernenergie der bulgarischen Akademie der Wissenschaften in Sofia wurde von 1961 bis 2008 ein Forschungsreaktor des Typs IRT-2000 betrieben. Der Poolreaktor wurde vom russischen Kurtschatow-Institut errichtet und ursprünglich mit hochangereichertem Uran (36 Prozent Anreicherungsgrad) betrieben. 2008 wurde der Reaktor abgeschaltet, um mit verändertem Design umgebaut zu werden. Aufgrund fehlender Finanzierung wurde das Projekt jedoch bis heute nicht beendet.
(Stand: März 2025)