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Schwedische Flagge

Kernenergie in Schweden

• Schweden betreibt an den Standorten Ringhals, Forsmark und Oskarshamn insgesamt 6 Kernkraftwerke (KKW), die gemeinsam etwa 30 Prozent der landesweiten Stromerzeugung abdecken.

• Die schwedische Regierung hat 2023 einen Kernenergiefahrplan verabschiedet, der den Neubau von zwei (bis 2033) und weiteren zehn (bis 2045) KKW-Blöcken und Small Modular Reactors (SMR) vorsieht.

 

Status quo der Stromerzeugung

Schweden erzeugte 2022 rund 173 Terawattstunden (TWh) Strom. Den größten Anteil daran erwirtschafteten die Energieträger Wasser und Kernenergie. Im Jahr 2022 importierte das Land etwa 6,18 TWh, während es rund 39,4 TWh exportierte. 

Anzahl der schwedischen KKW und deren Durchschnittsalter und Strommix für 2022
Anzahl der schwedischen KKW und deren Durchschnittsalter und Strommix für 2022

[Wir nutzen die Zahlen der International Energy Agency (IAE), die für Schweden den Stand 2022 wiedergibt. Tagesaktuelle Erzeugungsdaten nach Energiequelle finden sich auf der Seite Electricity Maps.]

Politische und rechtliche Rahmenbedingungen

Im November 2023 legte die schwedische Regierung einen Fahrplan für neue Kernenergie in Schweden vor. Die Kernenergie soll eine Schlüsselrolle einnehmen, um bis 2045 CO2-neutral zu werden. Der Fahrplan sieht bis 2035 mindestens zwei Großreaktoren vor. Bis 2045 soll das Äquivalent von weiteren zehn Reaktoren folgen, von denen einige wahrscheinlich SMR-Reaktoren sein werden. Die Regierung verspricht zudem staatliche Subventionen.

Im Dezember 2023 billigte das schwedische Parlament den dazu verfassten Gesetzesentwurf, der den Bau von mehr kommerziellen Kernkraftreaktoren als bisher geplant erlaubt und die bisherige Obergrenze von zehn Reaktoren aufhebt. Hierfür seien jedoch Rechtsvorschriften anzupassen (u. a. auch die Verkürzung von Genehmigungsprozessen), die benötigten Lieferketten nach Jahrzehnten ohne KKW-Neubau wiederherzustellen und entsprechende Kompetenzen zu entwickeln.  

Standorte Schweden
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Standorte Schweden

Die schwedische Aufsichtsbehörde SSM hat untersucht, wie der Rechtsrahmen für die Kernenergie in Bezug auf die geplante Gesetzesanpassung weiterentwickelt werden sollte und welche weiteren Maßnahmen für den Ausbau der Kernenergie in Schweden erforderlich sein könnten. Ihren Abschlussbericht stellte sie im August 2023 vor. Darin schlägt sie unter anderem vor, die Beschränkung der Anzahl der Reaktoren aufzuheben, mehr Flexibilität für unterschiedliche Reaktortypen und -größen sowie für neue Marktteilnehmer zu ermöglichen und die Genehmigungsprüfung zu überarbeiten und zu vereinfachen.

In diesem Zusammenhang stellt sie auch fest, dass die heute bestehenden gesetzlichen Vorgaben weitestgehend auch für neue Reaktortechnologien anwendbar sind und fordert gleichermaßen, dass weitere Untersuchungen notwendig seien, was die Anpassung der Gesetzgebung im Hinblick auf Notfallschutz etc. angeht.

Aktuelle Planungen und Projekte

Große KKW. Im Juni 2022 kündigte Vattenfall an, eine Pilotstudie durchzuführen, um die Bedingungen für eine Entscheidung über den Bau von mindestens zwei Kernkraftwerken am Standort Ringhals zu prüfen. Im November 2023 beantragte Vattenfall bei der Gemeinde Varberg eine Baugenehmigung für den Bau neuer KKW westlich des Kraftwerks Ringhals.

SMR. Mit Kärnfull Next befasst sich ein eigens hierfür gegründetes Unternehmen mit der Entwicklung von SMR-Projekten in Schweden. Gemeinsam mit GE Hitachi (GEH) arbeitet es auf den Einsatz des BWRX-300 SMR, einem Siedewasserreaktor von GEH, hin. Außerdem plant das Unternehmen in der Nähe der Stadt Nyköping einen SMR zu bauen. Eine Machbarkeitsstudie für das Projekt wird von Studsvik, einem Nukleartechnikunternehmen, durchgeführt.

Daneben wird auch mit dem finnischen Energieversorger Fortum zusammengearbeitet. Die schwedische Tochterfirma des Energieunternehmens Uniper unterhält wiederum eine Vereinbarung mit dem Entwickler des modularen und bleigekühlten Reaktors (SMR) LeadCold und der Königlichen Technischen Hochschule (KTH) mit dem Ziel, bis 2030 eine Demonstrationsanlage am Standort Oskarshamn zu errichten. Ebenfalls kündigte LeadCold Pläne für eine Machbarkeitsstudie an, in der die Bedingungen für den Bau und Betrieb eines Forschungsreaktors in Studsvik untersucht werden sollen.

Uranverarbeitung

Das Unternehmen Westinghouse betreibt eine Brennelementfertigungsanlage in Västerås, die jährlich etwa 400 Tonnen Brennstoff für Druck- und Siedewasserreaktoren herstellt und zahlreiche europäische Länder beliefert. Im Brennelementwerk werden ebenfalls Brennelemente für Reaktoren russischer Bauart gefertigt (u. a. für die Ukraine).

 

Stand: 18.01.2024