Kernenergie in Rumänien

• Rumänien betreibt am Kernkraftwerk Cernavoda zwei Reaktoren, zwei weitere Blöcke sollen bis voraussichtlich 2031 fertiggestellt werden.

• Zudem will Rumänien einen Small Modular Reactor (SMR) des US-amerikanischen Unternehmens NuScale bauen.


Status quo der Stromerzeugung

Im rumänischen Cernavoda werden seit 1996 beziehungsweise 2007 zwei Schwerwasserreaktoren vom Typ Candu-6 betrieben; bei Baubeginn in den frühen 1980er-Jahren waren ursprünglich fünf Blöcke geplant gewesen.

Die beiden heute betriebenen Blöcke verfügen über eine elektrische Leistung von je etwa 700 Megawatt (MW) und trugen damit 2020 rund 19 Prozent zur rumänischen Stromproduktion bei, die bei rund 59 Terawattstunden (TWh) liegt. Betrieben werden die beiden Kernkraftwerke (KKW) von der staatlichen Societatea Nationala Nuclearelectrica. 

KKW und Strommix Rumänien

[Wir nutzen die Zahlen der International Energy Agency (IAE), die für Rumänien den Stand 2022 wiedergibt. Tagesaktuelle Erzeugungsdaten nach Energiequelle finden sich auf der Seite Electricity Maps.]

Politische und rechtliche Rahmenbedingungen

Im Oktober 2021 verabschiedete die rumänische Regierung den Integrated National Action Plan for Energy and Climate Change. Um die Klimaziele der Europäischen Union zu erreichen, soll neben Erneuerbaren Energien auch die Kernenergie zukünftig eine wichtigere Rolle spielen. So werden in dem Dokument Pläne für den Bau von zwei neuen Candu-Blöcken in Cernavoda bis 2031 bestätigt. Geplant ist auch die Sanierung der bestehenden Blöcke 1 und 2 am Standort, sodass beide für weitere 30 Jahre betrieben werden können. Am 8. März 2023 unterzeichnete Nuclearelectrica einen Zweijahresvertrag mit dem kanadischen Unternehmen Candu Energy, damit dieses nötige Vorarbeiten für die geplante Laufzeitverlängerung von Block 1 durchführt. Laut Angaben vom Oktober 2023 soll die Modernisierung für Block 1 rund 1,85 Milliarden Euro kosten.

Aktuelle Planungen und Projekte

KKW-Standorte Rumänien
KKW-Standorte Rumänien

Große Kernkraftwerke. Die USA werden etwa ein Drittel des Bauprojekts der beiden in Cernavoda geplanten Reaktoren finanzieren. Ein Kredit der US-amerikanischen Export-Import Bank über 50 Millionen US-Dollar soll für vorbereitende Arbeiten verwendet werden.

Ein weiterer Kredit über 3 Milliarden US-Dollar wird von der Export Credit Agency aus Washington für den eigentlichen Bau bereitgestellt, der zwischen 2025 und 2030 erfolgen soll. Das kanadische Ministerium für Energie und natürliche Ressourcen hat zudem eine Exportfinanzierung in Höhe von 3 Milliarden Kanadischen Dollar (2,1 Mrd. €) für Nuclearelectrica angekündigt, um den Bau der beiden CANDU-6-Reaktoren zu unterstützen.

Die rumänische Regierung verabschiedete am 15. März 2023 ein Gesetz zur Genehmigung einer Unterstützungs-Vereinbarung mit Nuclearelectrica. Dadurch kann laut der staatlichen Betreibergesellschaft die nächste Phase des Projekts eingeleitet werden, welche etwa 30 Monate andauern soll und die finalen Vorbereitungen für die anschließende Bauphase beinhaltet.

Die Inbetriebnahme der Blöcke ist für 2030 beziehungsweise 2031 geplant.

SMR. Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA) hat im September 2022 erstmalig eine „Site and External Events Design (SEED) Mission“ für die Standortauswahl eines Small Modular Reactors (SMR) in Rumänien durchgeführt. Beurteilt wurde der Prozess der Standortauswahl unter Berücksichtigung standortspezifischer Faktoren (z. B. mögliche Einwirkungen von außen). Die IAEA-Mission ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass Nuclearelectrica den Bau eines Voygr-SMR des US-amerikanischen Unternehmens NuScale am Standort Doicesti realisieren will. Ein erstes Memorandum of Understanding (MoU) hierzu war zwischen Nuclearelectrica und NuScale bereits 2019 unterzeichnet worden. Ziel ist eine Inbetriebnahme im Jahr 2029.

Die USA, Japan, Südkorea und die Vereinigten Arabischen Emirate kündigten auf dem G7-Gipfel im Mai 2023 eine Finanzierung von bis zu 275 Millionen US-Dollar an, um die SMR-Planungen voranzutreiben. Die Aufsichtsbehörde Comisia Naţională pentru Controlul Activităţilor Nucleare (Nationale Kommission für die Kontrolle nuklearer Aktivitäten – CNCAN) hat Anfang Oktober 2023 ein sogenanntes Lizensierungsbasisdokument (LBD) für den SMR-Typ VOYGR-6 von NuScale genehmigt, welches die Konformität des LBD mit den nationalen regulatorischen Anforderungen bestätigt.

Forschungsreaktoren

Am Standort Pitesti werden zwei Triga-Forschungsreaktoren mit 14 Megawatt und 500 Kilowatt betrieben. Zudem ist Rumänien an der Entwicklung der Demonstrationsanlage Advanced Lead Fast Reactor European Demonstrator (ALFRED) beteiligt, einem Forschungs-SMR mit 125 MW elektrischer Leistung, der in Rumänien gebaut werden soll. Der SMR wird mit Mitteln aus dem EU-Forschungsprogramm entwickelt. Es handelt sich um einen bleigekühlten Reaktor, der mit passiven Sicherheitssystemen ausgestattet und mit Mischoxid-Brennstoff (MOX) mit einem Plutoniumanteil von etwa 17 Prozent bei ca. 550 °C betrieben werden soll. ALFRED ist als Vorläufer für eine industrielle Demonstrationsanlage geplant.

 [Stand: 20.09.2024]