© iStock/3dmitry
Flagge der Slowakei

Kernenergie in der Slowakei

• In der Slowakei erzeugen fünf Druckwasserreaktoren (DWR) etwa 60 Prozent der Gesamtstrommenge.
• Der Anteil der Kernenergie am Strommix soll in etwa gleichbleiben, Fossile sollen vor allem durch Erneuerbare ersetzt werden.
• Seit Oktober 2023 befindet sich der dritte Block des Kernkraftwerks Mochovce im kommerziellen Leistungsbetrieb. Der vierte Block soll 2024 ans Netz gehen.

Status quo der Stromerzeugung

Strommix Slowakei im Jahr 2022
Strommix Slowakei

Aktuell werden an den Standorten Bohunice zwei und in Mochovce drei WWER-440-Blöcke vom Typ 213 betrieben. Gemeinsam erzeugten sie 60 Prozent der rund 26,7 Terawattstunden (TWh), die 2022 in der Slowakei produziert wurden.

Die Anlagen sind im Besitz von Slovenské Elektrárne (SE), die sie auch betreibt. SE wiederum gehört zu 34 % dem Staat und zu 66 % der Slovak Power Holding BV (SPH).

Der Anteil der Erneuerbaren Energien und der fossilen Brennstoffe am Strommix spielen mit jeweils unter 20 % eine verhältnismäßig untergeordnete Rolle. Lange Zeit vor allem Stromexporteur, ist das Land seit dem Abschalten von zwei WWER-440/230-Blöcken am Standort Bohunice in den Jahren 2006 und 2008 tendenziell eher auf Importe angewiesen. Mit der Inbetriebnahme der beiden Reaktoren Mochovce-3 (2023) und -4 (geplant 2024) soll sich das ändern. 

Politische und rechtliche Rahmenbedingungen

Die derzeitige Nationale Energiestrategie geht von einer Reduktion des Anteils fossiler Quellen um rund 50 % zugunsten Erneuerbarer Energien (Wind) aus, wobei der Anteil der Kernenergie weitgehend konstant bleiben soll. In der Energiestrategie von 2014 ist als weitere Option neben dem Fertigbau von Mochovce 3 und 4 der Neubau einer Anlage am Standort Bohunice enthalten. Laut Umweltverträglichkeitsbericht für den Neubau von Bohunice 5 sind installierte Kapazitäten im Bereich zwischen 1.200 und 1.700 Megawatt (MW) möglich.

JESS – ein Joint Venture zwischen dem slowakischen Unternehmen für die Entsorgung radioaktiver Abfälle JAVYS (51 %) und dem tschechischen Energieversorger ČEZ (49 %) – hat am 15. Februar 2023 bei der slowakischen Atomaufsichtsbehörde (ÚJD) einen Antrag auf eine Standortgenehmigung für einen fünften Block am Standort Bohunice eingereicht. JESS plant, für Ende 2025 eine Baugenehmigung für die Anlage zu beantragen.

Derzeit wird die Versorgung der Kernkraftwerke mit frischem Kernbrennstoff komplett durch Lieferungen aus Russland gewährleistet. Der slowakische Betreiber Slovenské elektrárne ist bemüht, die Brennstoffversorgung der Kernkraftwerke zu diversifizieren. Im Spätsommer 2023 wurde ein langfristiger Vertrag mit Westinghouse über die Lizenzierung und Lieferung von WWER-440-Brennelementen unterzeichnet. Der Brennstoff soll von Westinghouse Electric Sweden geliefert werden und muss noch für den Einsatz in den Reaktoren in der Slowakei genehmigt werden. Die ersten Lieferungen sollen 2024 erfolgen.

Aktuelle Planungen und Projekte

KKW-Standorte in der Slowakei

Große Kernkraftwerke. Die Blöcke 3 und 4 im Kernkraftwerk Bohunice haben bereits das im Design vorgegebene Ende der geplanten Lebensdauer von 30 Jahren überschritten. Ab 2011 wurde ein Programm zur Lebensdauerverlängerung beider Blöcke umgesetzt.

Der Betreiber der Anlagen plant, die Blöcke im Kernkraftwerk Bohunice bis 2044 bzw. 2045 und die Blöcke im KKW Mochovce bis 2058 bzw. 2060 zu betreiben.
Im Februar 2023 wurde nach einer langen Bauphase am Standort Mochovce der dritte Reaktorblock – ein WWER-440/V213 – ans slowakische Stromnetz angeschlossen. Seit Oktober 2023 befindet sich die Anlage im kommerziellen Leistungsbetrieb. Der baugleiche vierte Block soll 2024 den Betrieb aufnehmen.


SMR. Eine Gruppe slowakischer Unternehmen hat eine Absichtserklärung als ersten Schritt eines Projekts zur Erforschung des Einsatzes von SMR in der Slowakei unterzeichnet. Aktuell findet in der Slowakei eine Machbarkeitsstudie zum Bau von SMR statt, die über US-Fördermittel finanziert wird. Das US-amerikanische Unternehmen Westinghouse Electric und der slowakische staatliche Betreiber Javys haben im Juli 2023 eine Absichtserklärung über den potenziellen Einsatz von SMR vom Typ AP-300 bekannt gegeben.

(Stand: 17.01.2024)