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Flagge der Slowakei

Kernenergie in der Slowakei

• In der Slowakei erzeugen fünf Druckwasserreaktoren (DWR) mehr als 60 Prozent der Gesamtstrommenge.
• Im Oktober 2023 nahm Block 3 des Kernkraftwerks Mochovce seinen kommerziellen Betrieb auf.
• Der ebenfalls neu gebaute Block 4 befindet sich in der Inbetriebnahmephase.
• Der Anteil der Kernenergie am Strommix soll in Zukunft etwa gleich bleiben, fossile Energieträger sollen durch Erneuerbare ersetzt werden.

Status quo der Stromerzeugung

Der Strommix der Slowakei wird dominiert von der Kernenergie mit einem Anteil von annähernd 62 Prozent. Mit großem Abstand folgt die Wasserkraft (16,4 Prozent). Die fossilen Energien Erdgas (7,7 Prozent), Kohle (5,7 Prozent) und Öl nehmen ebenso wie Solar eine nachgeordnete Rolle ein. 2023 erzeugte die Slowakei 29,7 Terawattstunden (TWh) Strom und das Land war seit langer Zeit wieder Nettostromexporteur (3.418 Gigawattstunden). 

Durchschnittsalter und Anzahl der slowakischen Reaktoren und die Zusammensetzung des Strommixes im Jahr 2023.
Grafik zu Anzahl und Durchschnittsalter slowakischer Reaktoren und dem Strommix des Landes in 2023

Aktuell werden an den KKW-Standorten Bohunice zwei und in Mochovce drei WWER-440-Blöcke vom Typ 213 (Druckwasserreaktoren) betrieben. Die Anlagen gehören der Slovenské Elektrárne (SE), einem teils staatlichen Unternehmen.

[Wir nutzen die Zahlen der International Energy Agency (IAE), die für die Slowakei den Stand 2023 wiedergibt. Tagesaktuelle Erzeugungsdaten nach Energiequelle finden sich auf der Seite Electricity Maps.]

Politische und rechtliche Rahmenbedingungen

Die derzeitige Nationale Energiestrategie sieht eine Reduktion des Anteils fossiler Quellen um rund 50 Prozent zugunsten Erneuerbarer Energien (insbesondere Wind) aus, wobei der Anteil der Kernenergie weitgehend konstant bleiben soll.

KKW-Standorte in der Slowakei

In der Energiestrategie von 2014 ist als weitere Option neben der Fertigstellung der Kernkraftwerke Mochovce 3 und 4 der Neubau einer weiteren Anlage am Standort Bohunice vorgesehen.

Laut Umweltverträglichkeitsbericht für den Neubau von Bohunice 5, wären installierte Kapazitäten im Bereich zwischen 1.200 und 1.700 Megawatt (MW) denkbar.

JESS – ein Joint Venture zwischen dem slowakischen Unternehmen für die Entsorgung radioaktiver Abfälle JAVYS (51 Prozent) und dem tschechischen Energieversorger ČEZ (49 Prozent) – hat am 15. Februar 2023 bei der slowakischen Atomaufsichtsbehörde (ÚJD) einen Antrag auf eine Standortgenehmigung für einen fünften Block am Standort Bohunice eingereicht. JESS plant, für Ende 2025 eine Baugenehmigung für die Anlage zu beantragen.

Derzeit wird die Versorgung der Kernkraftwerke mit frischem Kernbrennstoff durch Lieferungen aus Russland gewährleistet. Im Zuge des Ukrainekrieges ist der slowakische Betreiber Slovenské elektrárne jedoch bemüht, die Brennstoffversorgung der Kernkraftwerke zu diversifizieren. So wurden sowohl mit Framatome als auch mit Westinghouse Kooperationen hinsichtlich des Kernbrennstoffs als auch für die Fertigung von Brennstäben für WWER-440-Reaktoren unterzeichnet.

Aktuelle Planungen und Projekte

Große Kernkraftwerke. Die Blöcke 3 und 4 im Kernkraftwerk Bohunice haben bereits das im Design vorgegebene Ende der geplanten Lebensdauer von 30 Jahren überschritten. Ab 2011 wurde ein Programm zur Lebensdauerverlängerung beider Blöcke eingeleitet und der Betreiber plant, die Blöcke nun bis 2044 beziehungsweise 2045 weiter zu betreiben. Für die Blöcke im KKW Mochovce ist eine Laufzeitverlängerung bis 2058 beziehungsweise 2060 vorgesehen.
Im Januar 2023 wurde nach einer langen Bauphase am Standort Mochovce der dritte Reaktorblock an das slowakische Stromnetz angeschlossen. Seit Oktober 2023 befindet sich die Anlage im kommerziellen Leistungsbetrieb. Der baugleiche vierte Block befindet sich in der Inbetriebnahme.

SMR. Eine Gruppe slowakischer Unternehmen hat eine Absichtserklärung als ersten Schritt eines Projekts zur Erforschung des Einsatzes von SMR in der Slowakei unterzeichnet. Aktuell findet in der Slowakei eine Machbarkeitsstudie zum Bau von SMR statt, die über US-Fördermittel finanziert wird. Das US-amerikanische Unternehmen Westinghouse Electric und der slowakische staatliche Betreiber Javys haben im Juli 2023 eine Absichtserklärung über den potenziellen Einsatz von SMR vom Typ AP-300 bekannt gegeben.

(Stand: 04.12.2024)