Kernenergie in Ungarn

• Am einzigen Standort Paks werden vier WWER-440-Blöcke betrieben, die fast die Hälfte des ungarischen Stroms erzeugen.
• Vorbereitende Arbeiten für zwei weitere Kernkraftwerk-Blöcke am Standort Paks laufen.
• Der Anteil der Kernenergie am Strommix, der aktuell bei rund 44 Prozent liegt, soll perspektivisch etwa auf gleichem Niveau bleiben.


Status quo der Stromerzeugung

Am einzigen Standort Paks werden vier WWER-440-Blöcke vom Typ V-213 betrieben. Sie produzieren etwas weniger als die Hälfte des in Ungarn erzeugten Stroms (rund 16 von 36 Terawattstunden (TWh)), das traditionell mehr Strom importiert als exportiert. Überwiegend kommen die Importe aus der Slowakei, der Ukraine sowie Österreich.

Für alle vier KKW-Blöcke wurde nach einem entsprechenden Verfahren die Genehmigung für eine Betriebsdauerverlängerung um 20 Jahre über die projektmäßige Lebensdauer von 30 Jahren hinaus erteilt. Entsprechend liegen die Termine für die Abschaltung dieser Reaktoren in den Jahren 2032–2037, allerdings wird bereits jetzt eine weitere Laufzeitverlängerung auf 70 Jahre angestrebt. Nach jeweils zehn Jahren ist die Durchführung einer Periodischen Sicherheitsüberprüfung (PSÜ) vorgeschrieben.

Eigentümer und Betreiber des Kernkraftwerkes (KKW) Paks ist die MVM Paks Nuclear Power Plant Ltd, eine Tochtergesellschaft der staatlichen MVM Hungarian Electricity Ltd (Magyar Villamos Művek, MVM).

[Wir nutzen die Zahlen der International Energy Agency (IAE), die für Ungarn den Stand 2023 wiedergibt. Tagesaktuelle Erzeugungsdaten nach Energiequelle finden sich auf der Seite Electricity Maps.]

KKW und Strommix Ungarn

Politische und rechtliche Rahmenbedingungen

Im Januar 2020 hat die ungarische Regierung eine aktualisierte Version der Nationalen Energiestrategie sowie den Nationalen Energie- und Klimaplan (NECP) veröffentlicht, worin die klimapolitischen Ziele Ungarns bis 2030 mit einem Ausblick auf 2040 definiert sind. Die Grundzielsetzung der neuen Strategie ist die Stärkung der Energieunabhängigkeit Ungarns. Der Ausbau der Kernenergie soll demnach zur Sicherung der Stromversorgung und wettbewerbsfähiger Preise sowie zur Minderung der CO2-Emissionen beitragen, wobei der Anteil der Kernenergie ungefähr auf gleichem Niveau bleiben soll. Die primäre Zielstellung ist, bis 2050 einen klimaneutralen Status zu erreichen.

Aktuelle Planungen und Projekte

KKW-Standorte Ungarn
KKW-Standorte Ungarn

Große KKW. Entsprechend der ungarischen Energiestrategie sollen die vier in Betrieb befindlichen KKW-Blöcke mittelfristig durch zwei Blöcke mit einer Leistung von je ca. 1.200 Megawatt (MW) elektrischer Leistung am selben Standort ersetzt werden.

Am 14. Januar 2014 wurde zwischen Ungarn und Russland eine zwischenstaatliche Vereinbarung unterzeichnet. Diese sieht unter anderem die Errichtung zweier Blöcke vom Typ WWER-1200/W-491 (AES 2006) am Standort Paks vor. In der Folge wurden weitere Verträge zwischen ungarischen und russischen Unternehmen zur Errichtung, zur Unterstützung des Betriebs und der Instandhaltung der Anlagen sowie zur Brennstoffver- und -entsorgung unterzeichnet. Damit sollen mittelfristig die Blöcke 1 bis 4 des KKW Paks ersetzt werden. Die Finanzierung soll zu einem großen Teil mit russischen Krediten erfolgen.

Die Baugenehmigung für die Blöcke 5 und 6 liegt vor, erste Bauarbeiten (Aushubarbeiten) für die beiden Reaktorgebäude starteten im August (Block 1) und im September 2023 (Block 2). An den Planungen wird auch vor dem Hintergrund des Ukrainekrieges und den gegen Russland bzw. Rosatom verhängten Sanktionen festgehalten. Die ungarische Regierung geht davon aus, dass die beiden Blöcke Anfang der 2030er-Jahre fertiggestellt werden. Nachdem die ungarische Atomenergiebehörde Országos Atomenergia Hivatal im Dezember 2024 grünes Licht gegeben hat, soll Anfang 2025 erster Beton fließen.

In der ungarischen Energiestrategie wird zudem die Errichtung zweier weiterer KKW-Blöcke an einem anderen Standort als Option angegeben, sollte entsprechender Bedarf bestehen.

Forschungsreaktoren

Das Atomic Energy Research Institute (KFK AEKI) betreibt einen Forschungsreaktor in Budapest mit einer Leistung von 10 MW, der 1959 in Betrieb genommen und 1991 umgebaut wurde. Im Jahr 2009 wurde er auf den Betrieb mit schwach angereichertem Uran umgestellt. Die TU Budapest betreibt zudem einen Unterrichtsreaktor mit einer Leistung von 100 Kilowatt (kW).

(Stand: 03.12.2024)