Lagerbehälter mit abgebrannten Brennelementen in einem Zwischenlager
Zwischenlagerung

Verlängerte Zwischenlagerung: Bewertung besonderer Belastungszustände von Brennelementen und Komponenten

Die Zwischenlagerung hochradioaktiver Abfälle wird sich in Deutschland bis in die zweite Hälfte dieses Jahrhunderts hineinziehen, da ein geeignetes Endlager Stand heute vorher nicht zur Verfügung stehen wird. Sowohl die derzeit zwischengelagerten Brennelemente als auch die Strukturkomponenten der verwendeten Transport- und Lagerbehälter sind daher der Strahlung, aber auch thermischen oder mechanischen Belastungen deutlich länger ausgesetzt, als man ursprünglich angenommen hatte. Kolleginnen und Kollegen aus der Abteilung Stilllegung und Zwischenlagerung beschäftigen sich daher in einem laufenden Forschungsprojekt damit, wie sich die Belastung von Brennelementen und deren Komponenten während einer verlängerten Zwischenlagerung bewerten lässt.

In der stationären Phase der Zwischenlagerung, wenn also der Behälter auf seiner Lagerposition steht, sind die Einwirkungen auf die Lagerbehälter und deren Inhalte überschaubar und vergleichsweise leicht abzuschätzen. So wirken beispielsweise auf die Hüllrohre Kräfte, welche allein aus dem Innendruck der Brennstäbe resultieren und sich in der Umfangsspannung der Brennelemente niederschlagen. Für diese Umfangsspannung wurde von der Aufsichtsbehörde ein Grenzwert festgelegt, der nicht überschritten werden darf; zudem nimmt die Umfangsspannung temperaturbedingt während der Zwischenlagerung ab. Erweitert man jedoch den Betrachtungszeitraum bis zur Verbringung der Abfälle in ein Endlager, so müssen mindestens ein Transport, diverse Handhabungs- und gegebenenfalls ein Entlade- und Konditionierungsvorgang in die Betrachtung der Belastungszustände mit einbezogen werden.

Vielzahl von Belastungsszenarien denkbar

Aus derzeitiger sicherheits- und verfahrenstechnischer Sicht sollte die strukturelle Integrität der Brennelemente und der tragenden Strukturen bis zur Entladung gewährleistet bleiben, sodass eine geregelte Entnahme der Brennelemente und Brennstäbe möglich ist. Gegenüber dem stationären Lagerzustand sind hier deutlich mehr Szenarien denkbar, in denen zusätzliche Lasten auf die Brennelemente und Komponenten wirken können, z. B.

  • ein Absturz bei lagerinternen Transporten ohne Stoßdämpfer,
  • das Kippen von Behältern oder
  • Erschütterungen.

Mögliche Konsequenzen wären die Verformung von bestrahlten Brennelementstrukturteilen und Brennstäben bei seitlichem/schrägem Aufprall oder Belastungen, die zum Bruch von Brennstäben führen (sowohl bei intakten als auch bei vorgeschädigten Brennstäben). Mithilfe moderner Simulationsprogramme, welche auf der Finiten-Elementen-Methode (FEM) basieren, lassen sich die wirkenden Kräfte solcher Szenarien analysieren und mögliche Schäden prognostizieren.

FEM-Modell eines Brennelements (oben) und Darstellung ohne Kopfplatte, Fußplatte und Brennstäbe zur besseren Sichtbarkeit der inneren Strukturen (unten)
FEM-Modell eines Brennelements (oben) und Darstellung ohne Kopfplatte, Fußplatte und Brennstäbe zur besseren Sichtbarkeit der inneren Strukturen (unten)

Belastungen während der verlängerten Zwischenlagerung zuverlässig bewerten

Die Erkenntnisse des Forschungsprojekts sollen die GRS als unabhängige Sachverständigenorganisation in die Lage versetzen, die Belastungen von Brennelementen und Komponenten während der verlängerten Zwischenlagerung und des nachfolgenden Transports zu bewerten. Das Projekt läuft bis Ende März 2025. Der Abschlussbericht wird wie gewohnt in unserer Publikationsdatenbank veröffentlicht.

Projekt-Highlights Zwischenlagerung

Brennelement eines Kernreaktors
Langzeitverhalten zwischengelagerter Brennelemente bei deutlich längerer Zwischenlagerung
2018 - 2020

Wissenschaftler der GRS haben sich mit dieser Problemstellung in dem Forschungsprojekt „Langzeitverhalten zwischengelagerter Brennelemente bei deutlich längerer Zwischenlagerung“ auseinandergesetzt, wobei neben den Behältern auch das Brennelement-Verhalten untersucht wurde.

Zwischenlagerung
Brennelement eines Kernreaktors
Brennstabverhalten im Normalbetrieb, bei Störfällen und bei Langzeitlagerung
2013 - 2016

Das Projekt zielte darauf ab, Methoden für die Analyse des Brennstabverhaltens zu entwickeln.

Zwischenlagerung