AeroCoV - Ausbreitung von SARS-CoV-2-Aerosolen simulieren
Um belastbare und aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten, haben die Forschenden zwei reale Szenarien innerhalb der Software simuliert: Nachdem sie zunächst die wesentlichen Eigenschaften von SARS-CoV-2 sowie menschlicher Atmungs- und Freisetzungsvorgänge in COCOSYS eingepflegt hatten, berechneten sie in einem ersten Schritt ein Fallbeispiel aus der Forschungsliteratur: Der Vergleich der Ergebnisse zeigt, dass der zeitliche Verlauf des Infektionsrisikos in einer italienischen Apotheke unter unterschiedlichen Bedingungen (vor und nach dem Lockdown) gut wiedergegeben werden kann.
In einem nächsten Schritt wurde das potenzielle Infektionsrisiko in einem umfassenden Anwendungsfall in einem Zimmer einer Kranken- und Pflegeeinrichtung berechnet. Das Zimmer wurde dazu in COCOSYS virtuell abgebildet. Das Forscherteam ging davon aus, dass eine infizierte Person in dem Zimmer lebt und Arbeitsabläufe stattfinden, wie sie für eine Pflegeeinrichtung typisch sind.
Infektionsrisiko mit COCOSYS ermittelbar
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten insbesondere das Zusammenwirken mehrerer Faktoren – wie Atmungsaktivität, Speicherung virenhaltiger Aerosole in der Raumluft, räumliche Randbedingungen, veränderliche Temperatur und Luftfeuchte, Einfluss von Luftwechsel und Filtersystemen (Masken) – detailliert und über eine hinreichende Zeitdauer untersuchen. Damit unterscheidet sich der COCOSYS-Ansatz deutlich von vereinfachten analytischen Ansätzen sowie CFD-Berechnungen, auf deren Basis kaum wissenschaftlich begründete Handlungsempfehlungen zur Aerosolausbreitung innerhalb komplexer Raumgeometrien abgeleitet werden können. Aufbauend auf dem AeroCoV-Vorhaben können in nachfolgenden Arbeiten Szenarien mit mehreren Räumen und komplexeren Interaktionen zwischen Personen (einschließlich verschiedener Aktivitäten) untersucht werden.
Für die Untersuchung der Ausbreitungspfade von Aerosolen in der Raumluft bestehen keine Einschränkungen in Bezug auf den betrachteten Virustyp. Der hier gewählte Ansatz bietet somit die Möglichkeit, die gewonnenen Erkenntnisse auch auf bevorstehende Ausbreitungsverläufe von infektiösen Aerosolen oder Mutationen des SARS-Cov-2-Virus zu übertragen und Handlungsabläufe und Hygienemaßnahmen für die Zukunft zu optimieren.
Ausgehend von den Ergebnissen des Forschungsberichts hat ein Entwicklerteam der GRS zudem eine neue Web-App entwickelt: Mit „Aerosol Control“ können Nutzerinnen und Nutzer ihr Ansteckungsrisiko mit SARS-CoV-2 in einem Raum ermitteln. Wenn man verschiedene Einflussgrößen (Anzahl Personen im Raum, Aufenthaltsdauer, Belüftung etc.) eingibt, lassen sich die Ansteckungsrisiken für verschiedene Szenarien berechnen: ein zweistündiger Flug mit 40 Personen, eine 30-minütige Zugfahrt mit 10 Maske tragenden Mitreisenden im Abteil oder ein dreistündiges Treffen mit einem Freund. Die Web-App wird in Kürze erhältlich sein.
Projekt-Highlights Umwelt und Energie
Die GRS hat zusammen mit Partnern der Bergische Universität Wuppertal (BUW), der DBI Gas- und Umwelttechnik GmbH, des Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) und von Uniper Energy Storage GmbH (UST) aktuell im Verbundprojekt „Portal Green“ Leitfäden zu technischen und genehmigungsrechtlichen Anforderungen für den Bau und Betrieb von Power-to-Gas-Anlagen und für ihre Nutzungszweige entwickelt.