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Endlagerung

Hochradioaktive Abfälle im Tongestein-Endlager: Einschluss von Radionukliden prüfen und darstellen

Im Forschungsprojekt ANSICHT wurde 2014 mithilfe von generischen geologischen Standortmodellen und unter Berücksichtigung der gesetzlichen Anforderungen ein Methodenentwurf für den Sicherheitsnachweis eines deutschen Endlagers für hochradioaktive Abfälle im Tongestein erarbeitet. Dieser konnte seinerzeit jedoch noch nicht vollständig erprobt werden. Daher wurden im nun abgeschlossenen Nachfolgeprojekt ANSICHT-II darauf aufbauend langzeitsicherheitsanalytische Rechnungen zur Prüfung des sicheren Einschlusses von Radionukliden im einschlusswirksamen Gebirgsbereich (ewG) im Tongestein für die beiden in ANSICHT untersuchten Endlagerstandortmodelle durchgeführt.

Schematische Darstellung des betrachteten Endlagersystems (nicht maßstabsgetreu; (a) und (b) bilden den ewG)

Eines der beiden Endlagermodelle wird in etwa 700 Meter unter der Gelände­oberkante in einer mächtigen Abfolge von Ton­gesteinen angenommen (s. Bild 1).

Für die Entwicklung dieses Endlagermodells wird unterstellt, dass Versatzmaterialien im Gruben­­gebäude und Teile des Wirtsgesteins, die während der Konstruktion des End­lagers entsättigt wurden, also sozusagen ausgetrocknet sind, innerhalb einiger Jahrhunderte nach dem Verschluss des End­lagers durch Porenwasser aus dem Wirtsgestein wieder vollständig aufgesättigt werden.

Geotechnische Barriere bei Freisetzung der Radionuklide bereits funktionstüchtig

Bevor die eingelagerten Behälter aufgrund des Kontakts mit dem Porenwasser so stark korrodiert sind, dass Radionuklide freigesetzt werden können, hat sich die Auflockerungszone um das Grubengebäude wieder geschlossen und die geotechnischen Versatz- und Ver­schluss­systeme sind bereits funktionstüchtig. Der Ausfall der Behälter wird nach 5.500 Jahren unter­stellt. In der Folge werden die Radionuklide mit spezifischen Raten aus den ver­schie­denen Abfalltypen (abgebrannte Brennelemente (BE), kompaktierte Metallteile (CSD-C, Strukturteile) und verglaste Abfälle (CSD-B, CSD-V)) mobilisiert und im Porenwasser gelöst.

Zeitabhängige Indikatoren für das betrachtete Endlagersystem

Die durchgeführten langzeitsicherheitsanalytischen Rechnungen zeigen, dass im Tongestein im Wesentlichen Iod, Chlor und Selen als schwach- oder nicht-sor­bier­ende Nuklide für die Radionuklidfreisetzung verantwortlich sind (s. Bild 2).

Dabei ist in allen Fällen das Radionuklid I‑129 dominierend. Stärker sorbierende Radio­nuklide, insbesondere Aktinide, werden vollständig im Tongestein zurück­gehalten.

Abgeschätzte zusätzliche effektive Dosis für Einzelpersonen darf höchstens im Bereich von 10 μSv/a liegen

Die Bewertung des sicheren Einschlusses der radioaktiven Abfälle im Endlagersystem erfolgt nach § 4 der Endlagersicherheitsanforderungsverordnung (EndlSiAnfV) für die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle anhand des errechneten Anteils

  • der jährlich bzw. im Bewertungszeitraum von 1 Million Jahren freigesetzten Masse (Indikatoren JAM bzw. GAM) sowie
  • der jährlich bzw. im Bewertungszeitraum von 1 Million Jahren freigesetzten Anzahl der Atome (Indikatoren JAN bzw. GAN)

aller ursprünglich eingelagerten Radionuklide aus dem ewG.

Neben diesen vier Indikatoren wurden der radiologische Geringfügigkeitsindex (Indikator RGI), der sich an den Anforderungen für den vereinfachten Nachweis der Sicherheitsanforderungen von 2010 orientiert, sowie die jährliche effektive Dosis für Einzelpersonen (Indikator Deff) berechnet. Dieser Indikator gibt die potenzielle zusätzliche jährliche Strahlenexposition für eine Person an. Laut § 7 EndlSiAnfV darf für zu erwartende Entwicklungen die abgeschätzte zusätzliche effektive Dosis für Einzelpersonen der Bevölkerung höchstens im Bereich von 10 μSv/a liegen. Bis auf Deff stellen die Indikatoren normierte Größen dar. Zur besseren Vergleichbarkeit wird die errechnete effektive Dosis deshalb ebenfalls auf das Schutzziel normiert. Die Lage, für den die Indikatorwerte jeweils bestimmt wurden, ist in Bild 1 gekennzeichnet.

Sämtliche Indikatoren liegen im Bewertungs­zeit­raum um Größen­­­ord­nungen unter den spezifischen Grenzwerten

Die Analyse der zeit­ab­häng­igen Indikatoren hat gezeigt, dass der langsame diffusions­ge­steuerte Transport im Ton­gestein dazu führt, dass das Maximum der Indikatorwerte im betrachteten Modell erst nach dem Ende des Nachweiszeitraums und die Maximalwerte  im Nachweis­zeitraum erst bei  einer Million Jahre auftreten.

Ten­den­ziell zeigen die Indikatoren alle ähnliche Ergebnisse und Zeit­verläufe. Sie unter­scheiden sich aber be­züg­­lich des Abstands des maximalen Indikator­werts zum jeweiligen Grenzwert der Endlagersicherheitsanforderungsverordnung. Sie liegen alle im Bewertungs­zeit­raum um Größen­­­ord­nungen unter den spezifischen Grenzwerten. Somit kann für den betrachteten Endlagertyp in einer mächtigen Tongesteinsformation der sichere Einschluss der Radionuklide grundsätzlich gezeigt werden.

Die Analyse zeigt aber auch, dass die auf den Grenzwert normierte jährliche effektive Dosis für Einzelpersonen (Deff) gegenüber den anderen Indikatoren durch die zusätzliche Transportzeit der Radionuklide im Tongestein zeitlich verschoben ist. Die Deff liegt daher im Bewertungszeitraum noch unter den Werten der anderen Indikatoren, übersteigt sie aber zu späteren Zeiten. Dies zeigt, dass der sichere Einschluss der Radionuklide im ewG nicht allein durch die Indikatoren JAM, GAM, GAN und JAN belegt werden kann.

Projekt-Highlights Endlagerung

Schacht im finnischen Endlager Onkalo
Wie und unter welchen Bedingungen können sich Radionuklide in einem Endlagersystem in Kristallingestein ausbreiten?
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Bei der Bewertung von Endlagersystemen in Kristallingestein ist die mögliche Klüftung des Gesteins eine anspruchsvolle Variable. Im Forschungsprojekt CHRISTA-II haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der GRS Modellierungen für ein solches System entwickelt und untersucht, welchen Einfluss verschiedene Parameter auf den unterirdischen Schadstofftransport im Laufe von Jahrtausenden haben können.

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Bewertung der Abhängigkeiten zwischen dem sicheren Bau und Betrieb eines Endlagers für hochradioaktive Abfälle und der Langzeitsicherheit
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Ein Endlager für hochradioaktive Abfälle muss sicher sein sowohl während der Bau- und Betriebsphase als auch in der Phase , wenn die Abfälle eingeschlossen und Strecken und Schächte verschlossen sind. Wie diese beiden Phasen miteinander zusammenhängen und sich beeinflussen, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der GRS und der BGE Technology GmbH gemeinsam untersucht.

Endlagerung
Bodenschichten
RESUS - Wissenschaftliche Methodik für einen Standortvergleich bei der Endlagersuche
2018 - 2020

Im Projekt RESUS haben die Forschenden den Fokus auf die zentralen Elemente der vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen gelegt. Dabei geht es um die Frage, ob und gegebenenfalls welche Mengen an radioaktiven Stoffen über einen Zeitraum von bis zu einer Million Jahren aus dem Endlager austreten könnten.

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