Kernenergie in Finnland
• Finnland betreibt fünf Reaktoren an den Standorten Loviisa und Olkiluoto.
• Für die Blöcke Olkiluoto-1 und -2 prüft die Betreiberin eine Verlängerung der Betriebsgenehmigungen und eine Leistungserhöhung.
Status quo der Stromerzeugung
In Finnland trägt die Kernenergie mehr als 40 Prozent zur Stromerzeugung des Landes bei. Bei den Kernkraftwerken des Landes handelt sich um zwei Druckwasserreaktoren vom WWER-440 V-213 am Standort Loviisa sowie zwei Siedewasserreaktoren schwedischer Bauart (ABB-SWR) in Olkiluoto. Die beiden WWER-440 werden von der Fortum Corporation betrieben, die beiden ABB-Siedewasserreaktoren von Teollisuuden Voima Oy (TVO). 2023 kam der Europäische Druckwasserreaktor (EPR) am Standort Olkiluoto (OL3) hinzu.
2023 wurden in Finnland rund 81 Terrawattstunden (TWh) Strom produziert und das Land war Nettostromimporteur (1,7 TWh). Die Stromerzeugung aus fossilen Energieträgern spielt eine geringere Rolle im Gesamtstrommix: Annähernd 80 Prozent des in Finnland erzeugten Stroms stammten 2023 aus CO2-armer Produktion (Kernenergie, Wasserkraft, Windkraft). Der 1.600-Megawatt-Reaktor OL3 deckt bei voller Leistung allein 14 Prozent des finnischen Strombedarfs.
[Wir nutzen die Zahlen (gerundet) der International Energy Agency (IAE), die für Finnland die Zahlen von 2023 wiedergibt. Tagesaktuelle Erzeugungsdaten nach Energiequelle finden sich auf der Seite Electricity Maps.]
Politische und rechtliche Rahmenbedingungen
Finnland plant, bis 2035 klimaneutral zu werden. Anschließend wird eine negative CO2-Bilanz angestrebt (das bedeutet, es soll mehr Treibhausgas eingespart als emittiert werden). Dazu sollen Emissionen gesenkt und CO2-Speicher errichtet und genutzt werden.
Die finnische Regierung hat in der Vergangenheit sowohl Neubauvorhaben als auch den Langzeitbetrieb der existierenden vier Reaktorblöcke genehmigt. Seit 2002 hat das Parlament in drei Grundsatzentscheidungen den Bau neuer Reaktoren befürwortet (eine blieb ungenutzt).
Auf der Konferenz des Nordic Nuclear Forums in Helsinki (Juni 2022) wurde erwähnt, dass bestehende Reaktoren weiterbetrieben und der Neubau weiterer Reaktoren in Betracht gezogen werden müsse, damit Finnlands Ziel, bis 2035 CO2-neutral zu sein, erreicht werden kann. Die finnische Regierung hat vor dem Hintergrund einer Laufzeitverlängerung der zwei Blöcke des Kernkraftwerks (KKW) Loviisa bis 2050 zugestimmt. Zuvor hatte der Betreiber Fortum im März 2022 eine Laufzeitverlängerung beantragt, da die Stilllegung der beiden WWER-440/W-213 für 2027 beziehungsweise 2030 geplant war. Im Dezember 2024 hat die Betreiberin (TVO) des KKW Olkiluoto für die Blöcke 1 und 2 beim Wirtschaftsministerium die Ergebnisse einer Umweltverträglichkeitsprüfung eingereicht. Hintergrund ist, dass TVO die Betriebsverlängerung der Anlagen von 2038 bis 2048 oder 2058 und auch eine Leistungserhöhung prüft.
Das finnische Ministerium für Wirtschaft und Arbeit kündigte im Dezember 2021 eine Reformierung des Nuclear Energy Acts für 2028 an. Ziel ist es, einerseits einen regulatorischen Rahmen für Innovationen der nuklearen Energieerzeugung – besonders hinsichtlich sogenannter Small Modular Reactors (SMR) zur Wärme und Stromerzeugung – zu schaffen und andererseits die damit einhergehenden Rechte und Verpflichtungen zu spezifizieren.
Aktuelle Planungen und Projekte
Der finnische Energieversorger Fortum hat im März 2025 die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie veröffentlicht, in der die kommerziellen, technologischen und gesellschaftlichen Voraussetzungen für neue Kernkraftwerke in Finnland und Schweden untersucht werden. In der zweijährigen Studie werden sowohl kleine modulare Reaktoren (SMR) als auch konventionelle Großreaktoren betrachtet. Fortum geht basierend auf den Studienergebnissen davon aus, dass neue Kernkraftwerke eine wichtige Rolle in einem widerstandsfähigen und wettbewerbsfähigen, kohlenstoffarmen nordischen Energiesystem spielen können und plant daher unter anderem, seine Fähigkeiten im Nuklearbereich weiter zu vertiefen – unter anderem durch die Zusammenarbeit mit den Technologieanbietern EdF und Westinghouse-Hyundai und dem SMR-Entwickler GE-Hitachi.
Große KKW und Laufzeitverlängerungen. Mit großer zeitlicher Verzögerung und einem Vielfachen der ursprünglich kalkulierten Kosten nahm am 15. April 2023 am Standort Olkiluoto der erste Europäische Druckwasserreaktor (EPR) in Europa den kommerziellen Betrieb auf – ursprünglich avisiert für die Inbetriebnahme war das Jahr 2009. Der Betreiber TVO hat für den Standort zudem eine Umweltverträglichkeitsprüfung für die mögliche Verlängerung der Betriebsgenehmigung der Blöcke 1 und 2 um 10 bzw. 20 Jahre und die Leistungserhöhung um jeweils 80 Megawatt eingeleitet. Beide Blöcke verfügen über eine Betriebsgenehmigung bis 2038 (siehe Meldung der TVO).

Pläne des Konsortiums Fennovoima in Hanhikivi in der Gemeinde Pyhäjoki (etwa 500 km nördlich von Helsinki), eine russische WWER-1200(AES-2006)-Anlage zu bauen, wurden 2022 auf Eis gelegt.
SMR. Neben Fortum befasst sich auch das Technische Forschungszentrum VTT befasst sich mit SMR. So koordiniert es das ELSMOR-Projekt für europäische SMR-Genehmigungsverfahren sowie das Netzwerk EcoSMR Ecosystem und führt Machbarkeitsstudien für SMR-Technologie durch. Das aus VTT hervorgegangene Unternehmen Steady Energy plant, bis 2030 seinen SMR „LDR-50“ zur Erzeugung von Fernwärme zu bauen.
Gemeinsam mit den Behörden aus Frankreich (ASN) und Tschechien (SUJB) hat die finnische Aufsichtsbehörde STUK eine vorläufige Prüfung der wichtigsten Sicherheitsoptionen des französischen NUWARD SMR vorgenommen, die 2023 abgeschlossen wurde.
Uranförderung
Das finnische Metallunternehmen Terrafame hat im Juni 2024 begonnen, Uran als Nebenprodukt der Zink- und Nickelproduktion in der Mine Sotkamo zu fördern. Das Unternehmen verfügt bereits über eine entsprechende Rückgewinnungsanlage am Standort. Im Jahr 2026 soll die volle Produktionskapazität von 200 Tonnen Uran pro Jahr erreicht werden.
Stand: 25.03.2025